Zweites James Loeb Fellowship am ZI München

Das James Loeb Fellowship ist ein Kooperationsprojekt zwischen James Loeb Gesellschaft, dem Harvard Club München und dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München.

Am 1. September 2016 hat Dr. Hyewon Yoon, im Mai am Institut für Kunstgeschichte und Architektur der Harvard Universität / USA promoviert, ihr dreimonatiges Forschungsprojekt zu drei Exilphotografinnen aufgenommen. Es trägt den Titel „Arbeit im Exil: Die Porträtphotografie von Gisèle Freund, Lisette Model und Lotte Jacobi, 1930 - 1955“.

 

Dr. Hyewon Yoon: Arbeit im Exil: Die Porträtphotografie von Gisèle Freund, Lisette Model und Lotte Jacobi, 1930 - 1955

Sie beschreibt ihr Forschungsprojekt wie folgt:

In meiner Arbeit untersuche ich das Genre der Porträtphotografie als Mittel der europäischen Exilanten, um ihre Erfahrungen im Exil und ihre kulturelle Emigration im Spiegel der Bedrohung durch den Faschismus zu beleuchten. Meine These lautet, dass die Flucht vor faschistischen Regimen manche europäischen Photografen dazu veranlasste, auf menschliche Motive zurückzugreifen, um die Möglichkeiten von geschichtlicher Subjektivität im Moment ihrer historischen Krise neu zu betrachten. Meine These fußt auf der Arbeit dreier jüdisch-europäischer Photografinnen, die während ihres Exils ganze Porträtarchive anlegten.

Die deutschstämmige Gisèle Freund, die Porträtphotografin, die während der Zwischenkriegszeit in Frankreich Farbphotos von Schriftstellern und anderen Intellektuellen gemacht hatte, machte auch eine Kehrtwendung von der Porträtphotografie des kollektiven Subjektes, wie es sich in den politischen Demonstrationen im Frankfurt vor dem Exil zeigte, hin zu den individuellen Motiven französischer Intellektueller in Paris nach dem Exil.

Die aus Österreich stammende Lisette Model verwendete einen karikierenden Stil, den sie während der Volksfront in Frankreich entwickelt hatte, um die dekadenten Sitten der dem Müßiggang zugetanen französischen Bourgeoisie zu kritisieren und setzte diesen Stil weiterhin zur Darstellung des amerikanischen „Lumpenproletariats“ ein.

Die in Deutschland geborene Lotte Jacobi schließlich, eine Meisterporträtphotografin aus dem Weimarer Bildungsbürgertum, wandte auf ihre amerikanischen Sujets weiterhin ihre, für Weimar charakteristische, unverwechselbare ästhetische Stilisierung der menschlichen Gestalt an.

Trotz ihrer unterschiedlichen Werdegänge und Methoden konzentrieren sie alle sich auf die Bildsprache der traditionellen Porträtphotografie, die gleichzeitig der Bewertung, Überarbeitung, Erhaltung und Kritik ausgesetzt war. Dabei stelle ich insbesondere die These auf, dass ihr Status als Fremde diesen Exilkünstlern eine zweifache Betrachtung ermöglichte, die sie dazu veranlasste, das photografische Medium offensichtlich nicht nur zu verwenden, um die Auswirkungen auf die europäische Avantgarde anzusprechen - vor allem das Ende ihrer Suche nach Gesellschaftsutopien, um sich politische Kollektive durch menschliche Abbilder zu vergegenwärtigen - sondern auch, um die neue amerikanische Massenkultur und Subjektivität zu erfassen und zu kritisieren.
 

Workshop Hyewon Yoon

Wann

03.11.2016
von 14:00 bis 15:00

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Vortragssaal Raum 242, II. OG, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München

 

Frankfurt - Paris: Gisèle Freund’s Portraits, 1938-1940

 

Der Workshop erfolgt in englischer Sprache.

http://www.zikg.eu/veranstaltungen